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Meine Themen
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Transformation

Zweifellos stehen wir vor einer der größten Systemtransformationen der Geschichte. Die Phänomene Digitalisierung, Globalisierung, Individualisierung und Komplexitätssteigerung treiben die Transformation voran und geben eine hohe Schlagzahl vor. Was eine Transformation auszeichnet, ist ihre systemische Dimension. Transformationen zeigen Auswirkungen in allen Lebensbereichen – von der Ökonomie und Politik über Bildung und Wissenschaften bis zu unseren persönlichen Identitäten. Transformationen ändern nicht nur unser Umfeld, sie ändern auch uns: die Art, wie wir leben, denken, arbeiten und miteinander umgehen.

   Ich halte die Transformation für das wichtigste Thema unserer Zeit. Ob wir scheitern oder uns zu neuer Blüte aufschwingen – entscheidend ist, wie wir als Menschen und Gesellschaft die Transformationsthemen anpacken und wie wir unser vorhandenes Potenzial nutzen, um das Gelingen zu fördern und die Risiken zu minimieren.

Dafür müssen wir aktiv werden und uns an der Gestaltung beteiligen.

   Nur glaube ich nicht daran, dass eine solche Transformation geplant, verordnet oder dirigiert werden kann. Es gibt kein Rezept, keine Veränderungscheckliste oder die eine richtige Strategie. Um eine gelingende Transformation denken und mitgestalten zu können, benötigen wir ein starkes gemeinsames Anliegen und neue Bilder, positive Zukunftsvisionen und Geschichten einer anderen, gelingenden Kultur.

   Transformation schaffen wir durch eine narrative Zukunftskommunikation. Die Kunst liegt in der Erzählbarkeit und in Bildern und Geschichten, die eine Sehnsucht transportieren. Transformation beginnt bei der Notwendigkeit, das Neue zu denken und sich aus Gewohnheiten und Routinen zunächst mental zu befreien. Diesem Schritt werden veränderte Handlungsweisen folgen. Wir brauchen das Bild eines neuen Kontinentes, zu dem wir uns hinwenden können. Und wir brauchen eine Landkarte, die uns den Weg weist.  

Kultur

Das, was uns Menschen ausmacht und von anderen Primaten unterscheidet, ist Kultur. Die großartigsten menschlichen Errungenschaften sind nicht der Buchdruck oder das Internet, sondern unsere kulturellen Leistungen. Kultur entsteht in allen sozialen Systemen, in denen Menschen zusammenkommen und handeln. Man kann nicht auf Kultur verzichten oder sie ignorieren. Vielmehr sollten und müssen wir uns immer wieder die Frage stellen, ob wir mit unserer kulturellen Entwicklung noch in die richtige Richtung laufen. Ist das, was gestern noch richtig war, auch heute und morgen noch sinnvoll? Sind unsere Gewohnheiten noch zeit- und zukunftsgerecht?

   Eine der vielleicht wichtigsten Aufgaben von Kultur ist ihre Fähigkeit, sich selbst infrage zu stellen. Insofern spielt Kultur auch für jegliche Transformation eine entscheidende Rolle, denn sie schafft den nötigen Raum zur kritischen Selbstreflexion - bis hin zur schöpferischen Selbstzerstörung.

  Durch kulturelle Handlungen können wir uns verbinden und erneuern. Kultur schafft Identität und gibt Orientierung. Kultur sorgt für ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Solidarität. Insbesondere in einer Zeit, in der diese Gefühle verloren zu gehen scheinen, kann Kultur zum Kitt werden, der den Zusammenhalt in der Gesellschaft festigt. Früher wurde Zusammengehörigkeit durch die Nation, durch Religion und Kriege erzeugt. Heute kann Kultur diese Funktion übernehmen. Doch Kultur kann auch für Trennung sorgen, wenn sie »unsere Kultur« und »andere Kulturen« gegeneinander ausspielt und für unvereinbar hält. Es ist also wichtig, dass wir uns darauf einigen, welchen Weg wir einschlagen und auf welches gemeinsame Anliegen wir uns verständigen. Kultur sind auch die Geschichten, die wir uns über uns selbst erzählen. Wir müssen uns also überlegen, welche Geschichten uns wirklich wichtig sind. Welche Geschichten wollen wir an unsere Kinder weitergeben?

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Kooperation

Wir haben das Gefühl, uns von einer Krise zur nächsten zu bewegen – von der Finanzkrise zur Flüchtlingskrise zur Demokratiekrise und besonders zur Klimakrise. Einer der Hauptgründe dafür ist: übertriebener Egoismus.

   Seit Jahrzehnten ist unser Leben davon geprägt, dass wir auf ein egoistisches Verhalten programmiert sind. Diese Logik bestimmt unsere Gesellschaft und Wirtschaft in all ihren Bereichen. Die Entscheidungsträger sind der Überzeugung, dass nicht die Tugenden, die Nächstenliebe, die Bereitschaft zum Teilen oder Solidarität die Menschheit weiterbringen, sondern Gier, Neid und übertriebene Konkurrenz. Wettbewerb wird als stärkster Treiber des Fortschritts betrachtet. Diese Vorstellung hat sich wie ein Nebel über alles gelegt und dafür gesorgt, dass wir nicht mehr Weitsicht walten lassen können. Gewiss, das Konkurrenzprinzip ist eine Seite der Medaille. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich das Leben immer im Spannungsfeld einer evolutionär angelegten Polarität abspielt: zwischen egoistischer Selbstbehauptung und Kooperationsfähigkeit. In unserer Natur ist beides angelegt. Leider haben wir uns zu sehr auf die eine Seite der Medaille fokussiert. Die Folge ist die totale Überforderung der Menschen durch Multi-Stapel-Krisen.

    Zur Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit müssen wir nun auch die andere Seite der Medaille berücksichtigen. Nicht aus einem verträumtem Pazifismus heraus, sondern aus harter Notwendigkeit. Spätestes jetzt sollte klar sein, dass wir die großen Probleme der Menschheit nur gemeinsam lösen können. Jetzt, wo sich die Grenzen des Wettbewerbs zeigen, muss ein Zeitalter der Kooperation beginnen. Neue Forschungsergebnisse belegen, dass Menschen hoch kooperative Lebewesen sind. Die großen Errungenschaften der Menschheit — Sprache, Kunst, Technik und Wissenschaft — sind wesentlich kooperative Leistungen.

 

Was wir nun (trans)formieren müssen, ist eine neue Logik: Kooperation vor Wettbewerb.

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