Ohne Vertrauen geht nichts.
Aktualisiert: 15. März 2022
Wir glauben, wir sind Individuen und gestalten unser Leben gemäß der eigenen Wünsche und Vorstellungen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Von Beginn an sind wir extrem auf das Vertrauen anderer angewiesen: Unmittelbar nach der Geburt schon verlangt es nach der Fürsorge durch die frisch gebackenen Eltern. Ohne sie und das durch sie vermittelte Grundvertrauen hätten wir keine Chance zu überleben. Verwandte, Freunde, Partner, Nachbarn, Arbeitskollegen - auch später im Leben brauchen wir die Verbundenheit unserer Mitmenschen wie den Sauerstoff zum Atmen. Unbewusst suchen wir ständig nach aufrichtigen und belastbaren Verhältnissen, ja Netzwerken, in denen wir unserem Gegenüber vertrauen können. Glaubt unsere Psyche, Beweise für solche Vertrauensverhältnisse ausgemacht zu haben, gehen wir Beziehungen ein und machen uns vor, diese Relation aus rein intellektuellen Erwägungen eingegangen zu sein

Die sogenannten „vertrauensbildenden Maßnahmen“, wie wir sie scherzhaft nennen, bestimmen unseren Alltag, manchmal ohne dass wir das merken. Wir lassen uns durch eine Wortwahl, den Klang einer Bemerkung, einen bestimmten Augenkontakt oder eine unscheinbare Handbewegung leiten und ein Stück weit manipulieren Hauptsache, wir erleben das, wonach wir ständig suchen: Vertrauen.
Vertrauen ist nicht nur die Basis im engsten Freundeskreis und persönlichen Umfeld. Vertrauen hält eine ganze Gesellschaft in ihrem Innersten zusammen. Diese kann uns in diesem Zustand eine besondere Art der Sicherheit und Zugehörigkeit bieten. Vertrauen ist insofern die Basis und Essenz einer Gesellschaft. Aber dieser Wert kann noch mehr: Er fungiert als eine Art „Wertschöpfungsmotor“, als eine „zentrale Wirtschaftskraft“: der Person, der Firma, oder dem Unternehmen, dem wir vertrauen, geben wir unser Geld.
Vertrauen ist ganz besonders in Zeiten der Transformation einer der Schlüsselfaktoren in der erfolgreichen Unternehmensführung, in der Schnelligkeit und Flexibilität verlangt werden. Denn dort, wo Vertrauen gelebt wird, werden wir schnell und flexibel. Nach Niklas Luhmann hat Vertrauen die Funktion, die „Komplexität der Möglichkeiten auf ein Maß zu reduzieren, das den Einzelnen in seiner Umwelt handlungsfähig bleiben lässt“. Wenn also Zeit oder Informationen fehlen, um Situationen im Ganzen rational zu durchdringen und zu bewerten, befähigt Vertrauen zu einer auf Intuition gestützten Entscheidung. Misstrauen dagegen verlangsamt Abläufe im Unternehmen und verursacht ein hohes Maß an Unzufriedenheit. Vertrauen hat eine Reihe von Effekten, die sich gegenseitig verstärken: Loyalität, gute Umsetzung der gegebenen Versprechen, reibungslose interne und externe Zusammenarbeit, erhöhter Informationsaustausch, Innovation und damit Wachstum. Vertrauen bildet die Grundlage für alle Beziehungen und jede Form der Kommunikation. Vertrauen ist weder Kosmetik, Theaterspiel noch Verpackung. Vertrauen beinhaltet völlig Authentizität und Integrität. Es beruht auf Charakter und Kompetenz, also darauf, dass man tut, was man sagt, Versprechen einhält und für alle Seiten gute Ergebnisse erzielt. Vertrauen erwächst aus Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit, Respekt und Wertschätzung.
Das Wort Vertrauen kommt nicht umsonst von „Trauen“. Denn Vertrauen braucht Mut. Sich Anderen gegenüber zu öffnen und mitzuteilen, was man denkt und fühlt, birgt die Chance in seinen Bedürfnissen wahrgenommen zu werden. Es birgt aber auch die Gefahr verletzt zu werden. Wir alle haben Erfahrungen gemacht, in denen Vertrauen wachsen durfte und genauso auch Situationen erlebt, in denen es tief verletzt und niederträchtig missbraucht wurde. Vertrauen stabilisiert sich genau in den Situationen, die die eigene Verletzlichkeit erhöhen – in denen man mehr als Verlierer denn als Gewinner herausgehen kann. Denn hier kann man nicht anders, als einen Vertrauensvorschuss zu geben und zu vertrauen, dass der Andere dies nicht zu seinen Gunsten ausnutzt.
Ich hoffe, dieser Text konnte Ihnen ein wenig die Augen geöffnet und den Blick auf die große Rolle des Vertrauens in unserem Geschäfts- und Privatleben lenken. Ich ermutige Sie, noch einen Schritt weiter zu gehen. Vertrauen ist vielleicht nach der unmittelbaren Lebenserhaltung das wesentlichste menschliche Bedürfnis. Da es so tief und fest in der menschlichen Seele verwurzelt ist, betrifft die Kernidee des Vertrauens und die Mechanik der Vertrauensbildung alle Aspekte unseres Lebens, die beruflichen wie die persönlichen.
Zum Abschluss noch ein paar DENKIMPULSE für Ihren Arbeitsalltag:
Seien Sie ehrlich und offen.
Vertrauen kommt von „Trauen“.
Zeigen Sie Respekt und Anerkennung.
Stellen Sie Transparenz her.
Geben Sie Fehler zu.
Definieren Sie Ihre Erwartungen klar.
Hören Sie anderen zu.
Vertrauen beginnt bei sich selbst.
Vertrauen kann nur der, der selbst schon Vertrauen schon genossen hat.
Vertrauen kann nur der, der grundsätzlich an das Gute im Gegenüber glaubt.
Wer anderen grundsätzlich feindlich und kritisch gegenübersteht, wird kein Vertrauen erfahren – er schenkt ja auch selber keines…
Danke für die Inspirationen: Philipp Kristian Diekhöner, Dr. Andreas Braun, Reinhard K. Sprenger, Silke Reinhardt